Man sieht es kaum – aber es ist da.
Seit ich meinen Rasentrimmer benutze, finde ich überall kleine Nylon-Schnipsel im Beet und auf dem Weg. Jeder Kontakt mit Zaun, Stein oder Randstein „hobelt“ den Faden ab. Das verschwindet nicht. Das zerfällt nur weiter: Mikroplastik – direkt in meinem Garten.

Leere Spule und Ersatzfaden – die abgeriebene Schnur landet im Beet

Warum das ein Problem ist

  • Nylon ist persistent. Es baut sich in der Umwelt praktisch nicht ab. Aus Fetzchen wird Mikro-, dann Nanoplastik – das bleibt im Boden, im Wasser, in Lebewesen.
  • Wir „düngen“ Plastik. Trimmer sind faktisch Schleifmaschinen. Je härter die Kante, desto mehr Material tragen sie ab.
  • Unsichtbare Kosten. Der Rasen sieht gepflegt aus – die Rechnung zahlen Böden, Insekten, Vögel und am Ende wir.

„Aber wir haben doch die Plastikstrohhalme verboten?“

Während ich im Garten Nylon verteile, kommt die Deutsche Post in Plauen neuerdings wieder auf die Idee, Werbeprospekte in Plastikfolie einzuschweißen – und trägt sie dann an alle Haushalte aus. Eine dicke Folie um Papier, das zu 90 % ungelesen im Müll landet. Ganz ehrlich: Wie sinnvoll ist da das Verbot von Plastikstrohhalmen oder „abfallenden“ Flaschenverschlüssen? Im Verhältnis zu kilometerweise Trimmer-Nylon und Millionen Plastikhüllen ist das wie ein Eimerchen aus dem sinkenden Boot schöpfen, während hinten ein Loch klafft.

Die eigentlichen Brocken

Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir an die großen Hebel: langlebige Produkte, Reparierbarkeit, Rücknahmepflichten, bessere Recycling-Infrastruktur – und ein Ende der billigen Externalisierung.

Was ich im Garten ändere (jetzt, nicht „irgendwann“)

Statt weiter Nylon an Steinen und Zäunen abzuschleifen, nutze ich für Kanten und härteres Gestrüpp einen Freischneider mit Metallklinge – mit Umsicht, Schutzkleidung und Blick auf die Steinschlaggefahr, und nur dort, wo es sinnvoll und erlaubt ist. Die Feinarbeit erledige ich mit der Hand-Kantenschere. Insgesamt versuche ich, mehr Fläche klassisch zu mähen und weniger zu „fräsen“: Der Rasenmäher macht das Grobe leise, sauber und ohne Kunststoffabrieb; der Trimmer kommt nur noch dort zum Einsatz, wo es wirklich sein muss.

Was wir als Community tun können

  • „Bitte keine Werbung“ an den Briefkasten – reduziert die Flut. Und: Beschweren (freundlich, aber deutlich) bei der Post über Plastikhüllen.
  • Kaufen mit Hirn: langlebige Geräte, reparierbar, mit Ersatzteilen. Keine Wegwerf-Elektronik.
  • Politik mit Nachdruck: Right-to-Repair, Produkt-Pass, Rücknahmequoten, ein echtes Export-Verbot für Müll.
  • Makerspace nutzen: Im Sternenlabor e.V. teilen wir Werkzeuge, Know-how und helfen uns gegenseitig beim Reparieren – genau die Art praktischer Ansatz, die wir überall brauchen.
  • Repair-Cafés besuchen: Offene, ehrenamtliche Angebote in der Region unterstützen – dort lernen, wie man Dinge erhält statt entsorgt.

Fazit

Ich will meinen Garten nicht mit Mikroplastik „düngen“. Rasentrimmer-Fäden wirken harmlos – sind sie aber nicht. Gleichzeitig werden Werbeprospekte in Plastik verpackt zugestellt. Das passt alles nicht zusammen.

Lasst uns die großen Baustellen anpacken (E-Waste, Reifen, Produktdesign) und im Kleinen aufhören, unnötig Plastik in die Umwelt zu werfen.
Man sieht’s vielleicht nicht. Aber es ist da – und es ist halt scheiße.


(Fotos: eigene Aufnahmen; leere Spulen & Ersatzfaden als Beispiele.)