Seit zwei Wochen nutze ich nun GPT-5 High. Ich bin sprachlos und auch etwas beängstigt.
Ich habe das Gefühl, dass sich die Leistungsfähigkeit der Modelle bei der Programmierung fast monatlich verzehnfacht.
Mal ist Claude besser als ChatGPT. Mal ist Gemini besser als Claude. Nun scheint GPT-5 wieder vorn zu sein.
Ich nutze seit Anfang des Jahres KI auch im Job. Zunächst aus Interesse, was das Neue denn so kann. Anfang des Jahres war das schon ein wenig beeindruckend – aber noch wenig hilfreich im Alltag.
Beeindruckend, weil ich weiß, was allein ein Syntax-Highlighter an Programmieraufwand bedeutet. Da war nun ein Tool, das Code „versteht“ und auch selbst ergänzen konnte – oft mehr schlecht als recht.
Das wurde im Laufe der Monate besser, zuletzt sogar hilfreich. Nur war die „KI“ noch oft überfordert. Sie ging nicht tief genug oder erzeugte Code, der viel zu aufwendig war.
Es war hilfreich, allerdings musste ich noch viel selbst dazu programmieren oder umschreiben, um es nutzen zu können. Es war aber schon eine Erleichterung, einen digitalen „Arbeitskollegen“ zu haben, den man bei Problemen fragen konnte.
Nun kam GPT-5 High – und ich bin sprachlos. Es ist so viel besser als alles, was ich bisher kannte. Mein Alltag seit zwei Wochen sieht so aus: Ich definiere Anforderungen, und GPT-5 schreibt den Code dazu. Ich muss kaum noch selbst programmieren.
Ich schaue mir die Änderungen nur noch an und kann sie meist so übernehmen.
Für Arbeitskollegen sieht das wahrscheinlich so aus, als würde ich nichts mehr tun. Ich sitze nur noch da und schaue der KI beim Denken zu. Meist ist die „Nachdenkzeit“ zu kurz, um etwas parallel zu tun.
Außerdem verliert man selbst so schnell den Fokus oder den Kontext.
In der Realität bin ich in den letzten zwei Wochen abends völlig fertig. Ich schaffe dank KI wesentlich mehr als früher. Aber ich muss mich auch viel mehr konzentrieren. Die KI erledigt Features und Bugs in einer Geschwindigkeit, die ich früher für unmöglich gehalten hätte.
Ich muss den Code verstehen, den die KI schreibt. Ich muss die Anforderungen klar und präzise formulieren. Ich muss die KI „führen“ und „kontrollieren“. In einer Wahnsinnsgeschwindigkeit – trotz „Nachdenk“-Minuten.
Das strengt an. Und das macht mir Angst. Einerseits ist es für Junior-Programmierer dramatisch, da die KI die meisten Aufgaben übernimmt. Andererseits ist es für Senior-Programmierer auch dramatisch, da sie sich viel mehr konzentrieren müssen.
Es wird alles noch schneller, und der Einzelne muss aufpassen, nicht in einen Burnout zu geraten. Und das ist erst der Anfang. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das in sechs Monaten aussieht. Wenn die KI noch besser wird. Wenn sie noch mehr versteht. Wenn sie noch mehr kann. Wenn sie noch schneller wird.
Auf der anderen Seite ist das auch eine riesige Chance. Wenn wir es schaffen, dies in die richtigen Bahnen zu lenken, könnte das eine wundervolle Zukunft werden. Oder eine sehr düstere – es liegt in unserer Hand.